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Rasen oder Wiese?

Auch so ein Thema, an dem sich die Geister scheiden.

 

Für die einen ist der grüne Teppich, der hingebungsvoll vertikutiert, gedüngt, gewässert, zweimal die Woche oder gar täglich mit dem Roboter gemäht und von jedem fürwitzigen Gänseblümchen oder gar andersfarbigem Grashalm unverzüglich befreit wird, das Nonplusultra des Gärtnerns.

 

Für die anderen ist so eine getrimmte Grünfläche der Graus, der Inbegriff von Pedanterie und das Gegenteil von Natur, denn für ihn gehören Gras und Blümchen einfach zusammen, weshalb zumindest ein Teil der Wiese so lange wie möglich stehengelassen und nur zweimal im Jahr gesenst wird.

 

Während der eine seinen Rasen für „ordentlich“ und die Wiese des Nachbarn für „ungepflegt“ hält, findet der andere den Rasen „steril“ und das, was er selbst im Garten hat, „naturnah“. Selbstredend empfindet jeder das Seine für „besser“ und hat genauso viele Argumente für seine eigene Anschauung parat wie Gegenargumente, um die des anderen zu widerlegen. In Rasen und Blumenwiese zeigen sich die beiden Extreme unterschiedlicher Vorstellungen von der Grünfläche im Garten.

 

Doch gibt es auch irgendetwas dazwischen? Eindeutig: ja!

 

Ich habe alles andere als einen Rasen, aber auch nicht die klassische, typische Blumenwiese. Trotzdem nenne ich meine Grünfläche, auf der nicht nur Gras, sondern auch viel Blühendes wächst,  Wiese. Ich dünge sie nie, ich vertikutiere sie nie, ich wässere sie nie. Mit Trockenheit und nassen Phasen muss sie zurechtkommen. Und sie kommt damit zurecht! Schon manchmal war in langen Trockenperioden die Fläche völlig braun, um nach einem kräftigen Regen innerhalb weniger Tage wieder kräftig grün auszusehen.

 

Ich mähe etwa einmal im Monat, je nach Wetter und Wachstum im April das erste und im Oktober das letzte Mal, wobei ich um höhere, gruppiert stehende Blumen durchaus einen Bogen mache. Und wenn es lange nicht regnet und damit das Wachstum nachlässt, dann mähe ich auch mal zwei Monate gar nicht.

 

Auf meiner Wiese wachsen nicht nur Gänseblümchen, Klee, Butterblumen, an einigen Stellen Moos und ab und zu mal ein Löwenzahn, sondern im zeitigen Frühjahr z.B. auch jede Menge Schneeglöckchen, Traubenhyazinthen, Krokusse und Scillas - und das, obwohl nie jemals Zwiebeln in die Wiese gesteckt wurden! Später kommen Günsel, Hornveilchen, Acker-Gauchheil, Gundermann, Habichtskraut, Goldnessel, Vergissmeinnicht, Braunelle, Rainfarn, Gamander-Ehrenpreis, Breit-und Spitzwegerich, Futterwicke, Duftveilchen, Ackerveilchen und Vexiernelken, an den Rändern oder um die Bäume herum kommen auch noch Silberblatt, Glockenblumen, Akeleien, Wegwarten und Schafgarbe hinzu. Das ist nur das, was mir jetzt auf die Schnelle einfällt. Sicherlich fehlt etliches in der Aufzählung, aber sie alle dürfen dort bleiben – Hauptsache grün!

 

Trotzdem habe ich das „Unkraut“ – nein, die Wiesenblumen – nicht überall im Garten. Gundermann oder Goldnesseln in der Hecke stören mich nicht. Und wenn sich tatsächlich mal ein Habichtskraut oder Löwenzahn in das Staudenbeet verirrt, dann ist das schnell entfernt und kein Beinbruch. Übrigens sind die Akeleien, die Vexiernelken und das Silberblatt von meinem Staudenbeet aus auf die Wiese ausgebüxt!

 

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